asut-Bulletin
Big Data und Privatsphäre
Ausgabe
06/2016
Stell dir vor es ist Big Data und (fast) keiner geht hin

 

In einer vor kurzem veröffentlichten Big-Data-Studie malen der Digitalbranchenverband BITKOM und die Beratungsfirma KPMG ein durchzogenes Bild: Zwar gelingt es fast zwei von drei Unternehmen mit Datenanalysen einen konkreten Nutzen zu erzielen. Trotzdem droht Deutschland, den Anschluss an die internationale Konkurrenz zu verpassen. 

(cdh) – Big Data ist in aller Munde und die meisten deutschen Unternehmen erkennen inzwischen die Chancen, die sich durch die maschinelle Auswertung grosser Datenmengen aus unterschiedlichen Quellen ergeben können, durchaus: Big Data fischt aus der Datenvielfalt relevante Informationen heraus und verknüpft sie zu neuen Einsichten: über die Kunden und ihre Bedürfnisse, darüber, wie Produkte, Aufträge und Unternehmensprozesse möglichst optimal angepasst werden können, was mögliche neue Nischen sein könnten oder neue Wege, Probleme anzugehen.

Und trotzdem, so zeigt die vor kurzem veröffentlichte Studie "Mit Daten Werte schaffen", herrscht statt Aufbruch- und Goldgräberstimmung eher eine grosse Verunsicherung. Gut die Hälfte der Befragten gibt an, nicht über genügend Mittel für Datenmanagementinstrumente oder die notwendigen Datenprofis zu verfügen. 41 Prozent sind sich nicht sicher, welche rechtlichen Bestimmungen in Bezug auf Datenanalysen gelten und wie es mit Datenschutz und Datensicherheit eigentlich genau steht. Nur gerade ein Drittel der deutschen Unternehmen hat eine Strategie für die systematische Nutzung von Datenanalysen entwickelt – und zwar meist nur darum, weil sie ihre bewährten Geschäftsmodelle  von innovativen Start-ups bedroht sahen.

Für BITKOM und KPMG ist das eine gefährlich passive Haltung. Sie wünschen sich mehr Experimentierfreude und Risikobereitschaft und warnen davor, dass  eine ganze Reihe von Unternehmen vom Markt verschwinden könnten, weil ihre Konkurrenten und selbst Branchenfremde mithilfe von Datenanalysen zeitgemässere Geschäftsmodelle entwickelten. Vor allem  in Amerika und Asien seien die Unternehmen  schon deutlich weiter. 

Nicht in allen Branchen der deutschen Wirtschaft sieht das Bild gleich aus. Von den Medienunternehmen setzen bereits 56 Prozent auf Big Data, die Versicherungsbranche und die Banken stehen mit 46 nicht weit hinten an. Grössere Mankos weisen hingegen die Dienstleister und die Industrie auf, teilweise auch die Autoindustrie.

Doch vielleicht ist etwas Zurückhaltung auch nicht die schlechteste Idee. Eine Studie von Capgemini ("The Big Data Payoff: Turning Big Data into Business Value"), welche die Profitabilität von Big-Data-Projekten in den USA und in Europa vergleicht, kommt unter anderem zum Schluss: "Dass sich ein grösserer Prozentsatz von europäischen Projekten (30 Prozent gegenüber 24 Prozent in den USA) auszahlen, könnte darauf hinweisen, dass US-amerikanische Firmen einen aggressiveren "Fail-Fast-Ansatz" verfolgen, während europäische Unternehmen konservativer vorgehen."

 

Big-Data-Kochbuch für Unternehmen

Für Unternehmen, die sich für den Einsatz von Big Data Technologien konkret interessieren, hat BITKOM einen Leitfaden erarbeitet.

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