asut-Bulletin
Jahresbericht – Rapport annuel 2023
Ausgabe
02/2024
Ein Jahr im Zeichen der Energie

Schwerpunktthema Energie

Der Energieverbrauch im ICT-Bereich und die Sicherstellung der ICT-Infrastrukturen im Falle eines Stromausfalls oder einer Strommangellage waren zentrale Themen in der Verbandsarbeit im vergangenen Jahr. So publizierte asut eine Studie über «Energetische Auswirkungen der IT-Verlagerung von internen zu externen Rechenzentren» und konnte damit aufzeigen, dass durch die Konsolidierung der IT in modernen grossen Rechenzentren eine Stromeinsparung von mind. 4,5 Prozent bis 9 Prozent resultiert. Damit stärken Datacenter als Basisinfrastruktur der Digitalisierung nicht nur den Wirtschaftsstandort Schweiz, sondern leisten auch einen Beitrag zum effizienten Umgang mit Energie. Damit diese Energieeffizienz auch am Markt besser sichtbar gemacht werden kann, unterstützt asut seit fünf Jahren als Gründungsmitglied die «Swiss Datacenter Efficiency Association» (SDEA), welche ein Energie-Effizienz-Label anbietet. Im vergangenen Jahr konnten erstmals grosse Unternehmen wie SIX und das asut-Mitglied Swisscom erfolgreich mit diesem Label zertifiziert werden.

Auch bei den Telekommunikationsnetzen stellt sich die Frage, wie bei einem Stromausfall die Kommunikation aufrechterhalten werden kann. Eine asut-Arbeitsgruppe hat dazu konkrete Vorschläge für eine Notversorgung basierend auf Mobilfunk erarbeitet und den Bundesbehörden als Grundlage für die weiteren Arbeiten zur Härtung der Mobilfunknetze zukommen lassen. Dabei hat sich gezeigt, dass zwischen der Netzverfügbarkeit und der Verfügbarkeit der Dienste unterschieden werden muss. Die Mobilfunknetzbetreiber können nur den Betrieb der eigenen Netze sowie der selbst produzierten Dienste wie SMS oder Voice sicherstellen. Bei cloudbasierten Diensten wie Messaging, Social-Media, Online-Konferenzen oder einer Webseite müsste jedoch die ganze «Produktionskette» in der Schweiz und im Ausland gehärtet werden. Dies liegt ausserhalb des Wirkungsbereiches der Telekombranche. Ganz konkret stellten sich solche Fragen in Bezug auf Massnahmen des Bundes im Falle einer Strommangellage. Das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung und das Bundesamt für Kommunikation haben asut daher aufgefordert, ein Konzept für die Mobilfunkversorgung im Falle einer Kontingentierung der Stromversorgung auszuarbeiten. Das Branchenkonzept umfasst eine Kaskade von Massnahmen, die einerseits die Datenmenge in den Mobilfunknetzen einschränken (z. B. Sperren von Video, Social-Media etc.) und andererseits den Stromverbrauch reduzieren (z. B. Abschalten von Frequenzbändern und Standorten). Damit kann der Stromverbrauch substanziell reduziert und gleichzeitig eine Basiskommunikation mit Mobilfunk aufrechterhalten werden. Das Branchenkonzept stellt nun die Grundlage für eine Verordnung des Bundesrates dar, welche 2024 vorliegen sollte.

Interessenvertretung der Telekombranche

Neben dem Energiethema beschäftigte sich die Geschäftsstelle mit einer Vielzahl von politischen Vorstössen und Vernehmlassungen. So begrüsste asut den Einsatz von Notstromaggregaten im Falle einer Strommangellage wie es in der Revision des Stromversorgungsgesetzes sowie der Winterreserveverordnung vorgesehen ist. Bei der Revision des Urheberrechtes lehnt asut eine «Link-Steuer» ab, da der Bundesrat selbst in diesem Bereich gar kein Marktversagen feststellen konnte und sich unser Verband im Sinne eines dynamischen Wettbewerbs gegen finanzielle Abgaben auf digitale Dienste stellt. Im Filmbereich kritisiert asut den Vorschlag für die Umsetzung des Jugendschutzes, da die geplanten Massnahmen nicht praxisgerecht sind und die Streaming-Dienste gegenüber den Plattformanbietern schlechter gestellt werden. Auch bei der Umsetzung des Filmgesetzes (Quote für europäische Filme sowie Investitionen in Schweizer Filme) bemängelt asut diverse Unklarheiten, da dies negative Auswirkungen auf diejenigen Telekomunternehmen haben können, die ebenfalls einen Streaming-Dienst anbieten. Abgelehnt wird die neue Verordnung zur Finanzierung der Fernmeldeüberwachung, weil damit weiterhin die Kosten der Telekomunternehmen nicht vollständig gedeckt werden und die Plafonierung der Entschädigung das Kostenrisiko einseitig zu Ungunsten der Fernmeldeanbieterinnen verschiebt. Begrüsst wird hingegen eine Meldepflicht für Mobilfunkanlagen im Rahmen der Verordnung über den Schutz vor nichtionisierender Strahlung, da damit Abläufe und Prozesse vereinfacht und beschleunigt werden können. Die Daten sollen jedoch nicht öffentlich zugänglich gemacht werden, da dies negative Auswirkungen auf die Sicherheit einer kritischen Infrastruktur haben kann.

Neben den Vernehmlassungen pflegte asut im Berichtsjahr einen direkten Austausch und Dialog mit Politik, Behörden und Interessengruppen. So fand ein Gipfeltreffen der Telekombranche mit Bundesrat Albert Rösti statt, und asut-Vertreter führten Gespräche zu Fachthemen mit dem UVEK, diversen Bundesämtern und kantonalen Behörden. Zum Thema «Rahmenbedingungen Mobilfunk» wurde asut zudem zu einer Anhörung in der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Ständerats (KVF-S) eingeladen und konnte darlegen, welche Verbesserungen für einen raschen und effizienten Ausbau der Mobilfunknetzte notwendig sind. Es ist erfreulich, dass sich nach dem Ständerat auch der Nationalrat in der Herbstsession 2023 für die Motion «Mobilfunknetz. Die Rahmenbedingungen für einen raschen Aufbau jetzt schaffen» ausgesprochen hat und der Bundesrat somit den klaren Auftrag hat, die rasche und kostengünstige Einführung von 5G sicherzustellen. Weitere Treffen mit Behörden, aber auch mit Vertretern aus der Finanzbranche fanden zum Themenbereich Strommangellage und Härtung Mobilfunk statt. Zudem nahm asut im Rahmen der Konferenz «Switch Domain Pulse» an einer Podiumsdiskussion zum Thema «Erfolgsstory FTTH» teil. Weiter präsentierte asut an der Tagung «Nachhaltige öffentliche Beschaffung 2023» diverse Umweltaspekte aus der Telekombranche.

Know-how-Pool der asut – Expertinnen und Experten in den asut-Fachgremien

Ohne die Erfahrungen und das umfassende Know-how der über 330 Expertinnen und Experten in den Fachgremien und Arbeitsgruppen wäre die Geschäftsstelle nicht in der Lage, kompetente Positionen zu den vielfältigen Fachthemen zu erarbeiten. Die Expertinnen und Experten werden von den Mitgliedern delegiert und in den Fachgremien findet ein intensiver und breiter Erfahrungsaustausch statt. Es werden gemeinsame Positionen oder Lösungen zu Problemen erarbeitet sowie das Networking in der Branche gepflegt. Die Ausrichtung der Fachgremien reicht von Anwendungsfragen über Bildung und rechtliche Aspekte bis zu «Techniker-Gruppen». Detaillierte Informationen zu den einzelnen Fachgremien finden sich in den folgenden Kapiteln des Jahresberichts. Die Mitarbeit in den Fachgremien steht grundsätzlich allen asut-Mitgliedern offen. Bei Interesse an der Mitarbeit melden Sie sich bei der Geschäftsstelle.

Networking und Inspiration an unseren Verbandsanlässen

Unsere Anlässe bieten nicht nur Gelegenheit zum Networking und informellen Austausch, sondern greifen auch aktuelle Themen auf und vermitteln Informationen und Fachwissen. Im vergangenen Jahr besuchten über 1700 Gäste eine asut-Veranstaltung. Highlights waren wiederum die drei grossen Konferenzen im Kursaal Bern: der Swiss Telecommunication Summit, die IoT-Konferenz und die Mobilitätskonferenz. Die Referate deckten ein weites Themenspektrum ab, von Resilienz über Nachhaltigkeit und IoT bis hin zur Vernetzung in der Mobilität. Gut besucht waren auch die Lunch-Foren in Bern und Zürich, welche von Swiss Fiber Net und der Fernfachhochschule Schweiz ausgerichtet wurden, sowie die Member Apéros bei unseren Gastgebern NorthC in Münchenstein, Switch in Zürich und HSLU in Rotkreuz. Zudem fanden 2023 zwei Webinare statt. Einerseits zum Datenschutz in Kooperation mit der Data Security AG und andererseits zu «Next Generation Emergency Communication» in Zusammenarbeit mit Swisscom und dem BAKOM.

Weitere Aktivitäten

Seit 2017 betreibt asut auf Mandatsbasis die Geschäftsstelle von its-ch, der Plattform für intelligente Transportsysteme. its switzerland kann auf ein erfolgreiches und interessantes 2023 zurückblicken. So diskutierte its switzerland ab Mitte 2023 mit dem Innolab Smart Mobility über eine engere Zusammenarbeit. Ende November wurde an den Vorstandssitzungen der beiden Vereine beschlossen, die Innovationsformate des Innolab Smart Mobility künftig als neue Leistung bei its switzerland zur Verfügung zu stellen und den Verein Innolab Smart Mobility aufzulösen. Dessen Repertoire reicht von zweistündigen Kurzworkshops bis zu mehrtägigen Workshopreihen. Dabei kommen alle Innovationsmethoden zur Sprache. Im 2023 konnten die Ergebnisse der Arbeitsgruppe «Digitale Selbstbestimmung in der Mobilität» (DISMO) zusammen mit der Schweizerischen Akademie der technischen Wissenschaften (SATW) als Input für das Gesetz zur «Datenzweitnutzung» eingebracht werden und im August die Ergebnisse der Arbeitsgruppe «Purpose of Mobility» an der UVEK-Mobilitätskonferenz im Rahmen einer Open Session präsentiert werden.

Das Engagement der asut bei its switzerland entspricht unserer Strategie, gezielt Synergien und Kooperationen mit Partnern zu pflegen und nicht alles selbst zu machen. In diese Richtung geht beispielsweise auch die von asut mitgetragene Brancheninitiative «Industrie 2025», welche Industrieunternehmen bei der digitalen Transformation unterstützt. In der «Swiss Data Alliance» setzt sich asut mit Fragen rund um Daten und deren Nutzung auseinander und setzt sich zusammen mit den übrigen Mitgliedern für die wertschöpfende Nutzung von Daten in der Schweizer Wirtschaft und den Aufbau von vertrauenswürdigen Daten-Ökosystemen ein. In der «Swiss Datacenter Efficiency Association» entwickelt asut mit Partnern aus Forschung, Verbandswelt und Wirtschaft ein Label zur Bewertung der Effizienz von Rechenzentren in der Schweiz. Zudem ist asut im Dachverband digitalswitzerland aktiv, wo Peter Grütter im Vorstand vertreten ist.

2023 erschienen vier Ausgaben des asut-Bulletins, wie gewohnt in elektronischer Form. Die erste Ausgabe war dem Thema Cybersecurity gewidmet, die drei folgenden griffen jeweils ausgewählte Aspekte der grossen asut-Konferenzen auf und vertieften die Themen Resilienz, Nachhaltigkeit und vernetzte Mobilität. Über einen eigenen LinkedIn-Kanal informiert asut zudem regelmässig über aktuelle Verbandsereignisse.

Insgesamt blicken wir auf ein erfolgreiches Verbandsjahr zurück, das nur dank der Treue unserer Mitglieder, dem Engagement zahlreicher Sponsoren sowie dem unermüdlichen Einsatz der Expertinnen und Experten in unseren Fachgremien möglich war.

 

 

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