asut-Bulletin
Digital Health
Ausgabe
06/2018
Mit dem Smartphone gegen Migräne

(Quelle: Piqsels)

Pochende, klopfende, hämmernde Kopfschmerzen – Migräne. Weltweit leiden rund 15 bis 25 Prozent aller Frauen und etwa 6 bis 8 Prozent der Männer unter dieser Schmerzerkrankung. Behandelt werden die Attacken, die die Lebenqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen und sie oft auch arbeitsunfähig machen, zurzeit mit Medikamenten und speziellen Schmerztherapien. Doch Kopfweh-Experten sind rar und wer nicht in der Grossstadt wohnt, findet nur schwer Hilfe. Und riskiert, dass seine Migräne chronisch wird.

(cdh) – Mithilfe einer App will die Charité-Universitätsmedizin Berlin deshalb nun eine ortsunabhängige Migränetherapie entwickeln. Gestartet ist das Projekt, an dem unter der Leitung der Charité die Klinik für Neurologie der Universitätsmedizin Rostock, die Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Halle, das Institut für Public Health der Charité, der App-Entwickler M-sense sowie diverse deutsche Krankenkassen mitwirken, im Sommer dieses Jahres. Gefördert wird es im Rahmen des Innovationsfonds der deutschen Bundesregierung mit mehr als drei Millionen Euro über drei Jahre. Ziel ist es, eine effektive, ortsunabhängige und zeitsparende Behandlungsform zu entwickeln. Die App ist eine Kombination aus Dokumentation, Therapiemodul und Schulung zur Selbsthilfe. Sie erlaubt es den Patienten, ihre Kopfschmerzen zu dokumentieren, sodass die Therapie überwacht und gleichzeitig mögliche Auslöser für die Migräneattacken identifiziert werden können. Durch das integrierte Therapiemodul werden sie bei der Durchführung von Entspannungsverfahren und Ausdauersport unterstützt und in individuellen verhaltenstherapeutischen Ansätzen geschult. Darüber hinaus können sich die behandelnden niedergelassenen Ärzte mit den Neurologen der universitären Kopfschmerzzentren telemedizinisch vernetzen und sich zur Behandlung ihrer Patienten beraten. Für die Betroffenen selbst werden ärztlich moderierte Foren und Expertenchats angeboten, um so die Kommunikation mit dem Arzt zu verkürzen.

Ob und wie wirksam die neue digital unterstützte Versorgungsform ist, wird nun in einer kontrollierten Studie mit 1200 Migränepatienten untersucht. Im Erfolgsfall könnte Smartgem zum Modell für die Versorgung von Migränepatienten werden – landesweit und besonders auch in strukturschwachen Regionen.

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