asut-Bulletin
5G – das Turbonetz
Ausgabe
02/2018
Und jetzt? 4 Fragen an Simon Michel.

Sind Sie vom Entscheid des Ständerates enttäuscht oder verstehen Sie gewisse Vorbehalte gegen die Anhebung der Strahlenwerte?

Man muss gewisse Vorbehalte in der Gesellschaft gegen technische Neuerungen akzeptieren. Für die Industrie in der Schweiz ist es jedoch essentiell, dass möglichst früh neue Technologien zur Verfügung stehen. Nur so können Produktionsprozesse verbessert und die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden. Es muss daher eine Lösung in diesem Punkt gefunden werden.

Was bedeutet der Entscheid ganz konkret für Ypsomed: Wird das 5G-Pilotprojekt nun eingestellt?

Derzeit diskutieren wir, wie die Zusammenarbeit mit der Swisscom weitergeführt wird. Ypsomed als Industrieunternehmen hat im Zuge des gemeinsamen Pilotprojektes wichtige Produktionsprozesse digitalisiert. Die Prozesse werden so nicht nur einfacher, sicherer und effizienter, es lassen sich auch Kosten einsparen. In den kommenden zwei Geschäftsjahren werden wir die technischen Möglichkeiten mit 5G weiter vertiefen und versuchen einzelne Elemente fix zu integrieren. Für uns macht jede weitere Automatisierung nur dann Sinn, wenn wir durch die Investition unter dem Strich die Herstellkosten beim jeweiligen Produkt senken. Wir sehen den 5G-Ausbau weiterhin positiv, da er enormes Potenzial für die Wirtschaft bringt. Uns geht es dabei aber vor allem um die Nutzung in einem Industriebetrieb, mit einer eigenen Basisstation. Dies läuft unabhängig davon, ob 5G in der gesamten Schweiz flächendeckend ausgerollt wird.

Was bedeutet der Entscheid des Parlaments ganz konkret für die Schweiz als Wirtschafts- und Wissensstandort?

5G bringt für die Schweizer Wirtschaft eine Vielzahl neuer Möglichkeiten und bietet unter anderem auch die Basis für modulare Fabriken. Eine vollautomatische Produktion, mit minimalem Einsatz der Ressource Mensch im Produktionsprozess selber, benötigt hohe Datenkapazitäten, extrem kurze Reaktionszeiten für kritische Geschäftsprozesse und maximale Flexibilität für die Bereitstellung und Platzierung von Datenkapazitäten. 5G kombiniert als einzige Technologie sämtliche Anforderungen in einem effizienten Ausmass als internationalen Standard und bietet damit der Wirtschaft enormes Potential.

Gibt es alternative Technologien, mit deren Hilfe Ypsomed die Automatisierung der Insulinpen-Produktion trotzdem vorantreiben könnte?

Ypsomed steht im internationalen Wettbewerb. Dazu ist es notwendig laufend und kontinuierlich die Produktionsprozesse zu verbessern und alle zur Verfügung stehenden Optionen zu nützen. Wir haben in den letzten Jahren grosse Anstrengungen in diesem Zusammenhang unternommen. Unter dem Ypsomed-internen Programm „Produktionssystem 2020“ fassen wir diese Initiativen zusammen. Das Produktionssystem 2020 sieht vor, die Durchlaufzeiten in der Produktion auf ein Minimum zu verkürzen, den Planungsaufwand durch selbststeuernde Regelkreise zu verringern und den Warenfluss zu optimieren. So können wir mehr Varianten in kürzerer Zeit produzieren und auch variable Bestellgrössen einfacher bedienen.

Simon Michel

Simon Michel ist CEO der Ypsomed Holding AG, führende Entwicklerin und Herstellerin von Injektions- und Infusionssystemen.

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