asut-Bulletin
Internet of Things
Ausgabe
01/2019
Eine Frage der Infrastruktur

Zwanzig Jahre alt ist das Internet der Dinge und nun endlich wird es langsam erwachsen. Vorbei das Teenagealter mit seinen hochfliegenden Luftschlössern – jetzt wird’s konkret. Den Weg vom Hype zur Realität zeichnet, anhand von vielen Praxisbeispielen, die von asut organisierte IoT-Konferenz im April 2019 nach. Im vorliegenden Bulletin hingegen zeigen wir auf, welche Netzwerke und Infrastrukturen der Entwicklung Auftrieb geben.

Auf dem Internet of Things (IoT), das Geräte, Fahrzeuge, Gebäude und ganze Transport- und Produktionssysteme verbindet, ruhen seit langem grosse Hoffnungen. Das IoT soll den Zugang zu Daten und Prozessen vereinfachen, den Ressourcenverbrauch reduzieren, bessere Produkte, leistungsfähigere Prozesse, überall zugängliche Dienstleistungen sowie neue Geschäftsmodelle ermöglichen. Es soll Maschinen, Produkte und Sensoren der «realen Welt» über das Internet mit der virtuellen Welt der Daten und der Software verknüpfen und dadurch den Alltag, aber auch Städte, Industrien, Energiesektor und Landwirtschaft smart machen. Das IoT soll also gleichzeitig Lebensqualität und Wirtschaftskraft potenzieren. Denn smart heisst: sicherer, bequemer, zeitsparender, effizienter und kostengünstiger.

Dank IoT bald ein Ding der Vergangenheit: Fahrraddiebstähle. Den Video zur Fahrraddiebtahl-EM gibt es hier.

 

Lange Zeit klang das alles zwar sehr gut, aber doch eher theoretisch. Denn damit das neue E-Bike sogleich Alarm schlägt, wenn es gestohlen wird, das mobile EKG den Risikopatienten zuverlässig überwacht, damit Sensoren erkennen, wann der Abfalleimer voll ist, oder die teure Maschine rechtzeitig darauf hinweist, dass nun aber dringend ein Ölwechsel erfolgen sollte, müssen verknüpfte Systeme und ihre Nutzer stets und verlässlich auf Daten und Services zugreifen können. Doch wie sollten die bestehenden Datenübertragungsnetze den Anforderungen von Milliarden von Daten sammelnden Sensoren und Abermillionen mit dem IoT vernetzter smarter Devices genügen? Denn IoT-Netze müssen vieles können: Sie müssen mit einer hohen Gerätedichte klarkommen, wenig Strom verbrauchen und gleichzeitig, bei niedrigen Betriebskosten, eine hohe Bandbreite, geringe Latenzzeiten und (zuweilen) eine grosse Reichweite aufweisen. Die physikalischen Netze, die heute in Betrieb sind, bringt das an ihre Grenze. Und doch wächst das IoT nun auch dank der effizienten Nutzung oder der Weiterentwicklung schon vorhandener Konnektivitätsoptionen. So kann die vorhandene Mobilfunkinfrastruktur bereits IoT-Anwendungen meistern. Und mit Narrowband-IoT steht ein auf dem 4G-Standard basierendes Maschinennetz in der Pipeline. Zudem ermöglichen auch WLAN sowie weitere nicht-lizenzierte Funkstandards wie LoRaWAN oder Sigfox die Vernetzung von IoT-Geräten. Mit den bereits verfügbaren LoRaWAN-Netzen sogar flächendeckend in der ganzen Schweiz.

So richtig erwachsen wird IoT erst mit 5G

Noch mehr IoT-spezifische Funktionen bringt die neue Mobilfunktechnologie 5G: Beispielsweise für datenintensive IoT-Anwendungen, kritische Geschäftsprozesse oder Echtzeit-Anwendungen, etwa für eine hochgradig vernetzte (Fertigungs-)Industrie 4.0, eine dynamische Steuerung im Verkehr oder ein intelligentes Gebäudemanagement. 5G unterstützt damit neue Anwendungen und Use-Cases, die mit den bisherigen Kommunikationsnetzen nicht möglich sind. So richtig erwachsen, heisst das, wird das IoT also doch erst in ein paar Jahren sein.

 

Christine D'Anna-Huber

Die Publizistin Christine D'Anna-Huber (cdh) ist Redaktionsleiterin des asut-Bulletins und Inhaberin des Textbüros cdh, Wissenschaft im Text, Burgdorf.

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