Der Zukunft auf der Spur: Von allen möglichen Seiten

Für das US-Marktforschungsunternehmen Gartner sind es drei Megatrends, die die nächsten fünf bis zehn Jahre prägen werden:

1. Artificial Intelligence Everywhere: Künstliche Intelligenz (KI) wird, dank «radikaler Rechen-Power», fast endloser Datensammlungen und unvorhergesehener Lernsprünge von neuronalen Netzen, die Geschäftswelt umkrempeln. Intelligente Assistenten werden den Menschen in allen Bereichen des alltäglichen Lebens aktiv unterstützen. Drohnen, autonome Fahrzeuge, sprachgesteuerte Benutzerschnittstellen und intelligente Arbeitsplätze (Smart Workspace) fallen für Gartner unter diesen Punkt.

2. Transparently Immersive Experiences: Gemeint sind damit technologische Anwendungen, in denen reale und virtuelle Welten sowie Mensch, Maschine und Dinge zunehmend miteinander verschmelzen. Im Zentrum steht der Mensch mit seinen Wünschen und Neigungen. 4D-Drucker, Augmented Reality (AR), hirngesteuerte Benutzerschnittstellen, Elektronikbauteile aus Nanotubes und das vernetze Haus gehören hier dazu. Und auch der Digital Twin, ein durch Spiegeln entstehendes virtuelles Abbild einer Maschine. In einer Fertigungsstätte beispielsweise könnten über den permanenten Austausch von Statusdaten zwischen der realen Maschine und ihrem virtuellen Zwilling  Produktfehler schon in der Entwicklungsphase erkannt werden.

3. Digitale Plattformen: Hier nennt Gartner 5G, Edge Computing, IoT, Serverless PaaS, Blockchain, Quanten-Computing und Software-defined Security.

 

 

Der berühmte «Gartner Hype Cycle for Emerging Technologies», Edition 2017

Auch Accenture sieht die Künstliche Intelligenz im Zentrum, genau so wie die Tendenz, dass sich die Technologie nun dem Menschen anpasse und nicht mehr umgekehrt. Optimistisch wird notiert: «Die digitale Revolution, die wir heute miterleben, ist keine kalte, dystopische Zukunft voller Roboter und Maschinen, die die Welt kontrollieren. Es ist vielmehr ein Zeitalter der Ermächtigung des Menschen durch die Technologie.» Intelligente Maschinen werden die Bedürfnisse der Menschen erkennen und sich ihnen anpassen. Mensch-Maschinen-Schnittstellen werden einfacher und «smarter». Und diese «menschlichere» Technologie wird Unternehmen zufriedenere Mitarbeitende und Kunden bescheren.

Es ist die gleiche Entwicklung, auf die ein Bericht des World Economic Forums bereits 2015 fokussierte und auf die das WEF auch heute noch ihr grösstes Augenmerk legt. Beim diesjährigen Treffen der weltweiten Wirtschaftsexperten in Davos wurde der KI gleichzeitig das Potenzial der meisten Vorteile wie auch das grösste Risiko für negative Auswirkungen zugeschrieben.

Um den Umgang mit genau diesen Chancen und Risiken geht es im Bericht «Zukunft digitale Schweiz», den economiesuisse und der Schweizer Think Tank W.I.R.E, gemeinsam ausgearbeitet haben. In 13 Szenarien werden mögliche Facetten einer digitalen Schweiz von morgen durchdekliniert. Dank autonomer Fahrzeuge und individualisiertem öffentlichem Verkehr gehören nachhaltig erschlossene Randregionen ebenso zu diesen Visionen wie effiziente unterirdische Logistiksysteme, die fähig sind, alle vom smarten Heim selbständig bestellten Gebrauchsgüter des Alltags automatisiert nach Hause zu liefern. Oder hauseigene Synthese-Reaktoren und Prothesen-Drucker, die kranken Menschen  eine personalisierte Therapie in den eigenen vier Wänden ermöglichen.

Ebenfalls speziell auf die Schweiz zugeschnitten ist der «Technology Outlook 2017» der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW), verfasst von über 20 ausgewiesenen Fachleuten. Im ICT-Bereich sehen auch sie die Künstliche Intelligenz als einen der wichtigsten Zukunftstrends – mit Anwendungsmöglichkeiten von der Analyse von Satellitenaufnahmen über Drohnen, bildgebende medizinische Verfahren bis hin zu Robotik und selbstfahrenden Autos. Ein grosses Entwicklungspotenzial wird danach in der Robotik selbst festgestellt und zwar insbesondere durch den Übergang von steifen und positonsgeregelten Robotiksystemen zu flexiblen und intelligenten Robotern, die kein Sicherheitsrisiko darstellen und Hand in Hand mit dem Menschen zusammenarbeiten können – als Serviceroboter zu Hause oder als Flugroboter in der Landwirtschaft und bei Search-and-Rescue-Missionen. Daneben sehen die von der SATW aufgebotenen Schweizer Experten aus Hochschulen, angewandter Forschung und Unternehmenswelt folgende Entwicklungen als nennenswert: Die durch das Internet der Dinge möglich gemachte «feingranulare Neuvermessung der Welt», die zu einer ganz neuen Qualität der Beherrschung physischer Prozesse und damit zu einer vierten industriellen Revolution führen werde. Zu deren wichtigsten Ingredientien gehören smarte Sensoren, cyber-physische Produktionssysteme und der digitale Schatten – das virtuelle Abbild der realen Produktion und damit ein realitätsnahes Modell, an dem sich das tatsächliche Verhalten der vorhandenen Anlage simulieren lässt. Last but not least führt der Technology Outlook der SATW die Blockchain auf – als Transaktionsdatenbank mit dem Potenzial, vermittelnde Vertrauensinstanzen in verschiedensten Bereichen überflüssig zu machen und in Kombination mit dem Internet der Dinge eine bisher nie erreichte Automatisierung weiterer Lebensbereiche zu ermöglichen: intelligente Türen als Grundlage dezentral verwalteter Airbnbs oder autonome Gesundheitsversorgung mittels Bio-Chips.

 

Studie: Fachjargon hemmt Investitionen

Digitaler Zwilling, Deep Learning, Serverless PaaS, Edge Computing etc. – lassen Sie sich von den vielen komplexen Fachbegriffen, die im obigen Text vorkommen nur ja nicht zu stark beeindrucken – es könnte Ihrem Geschäftserfolg schaden.

Laut einer Studie von Epicor Software führt der sich ständig wandelnde Fachjargon nämlich dazu, dass Fachkräfte weltweit Mühe haben, den neusten technologischen Entwicklungen zu folgen und sich das nötige Verständnis dafür anzueignen. Das kann dazu führen, dass sie IT-Investitionen nicht genügend Priorität einräumen.